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Wohnanlage Schulstraße

Beschreibung:
Realisierungswettbewerb 2020 - 3. Preis, zusammen mit raum3 Architekten, Wohnanlage mit 26 Wohneinheiten
Bauherr:
Stadt Schwaig
Standort:
Schwaig bei Nürnberg
Zeitraum:
3. Preis - 2020
BGF:
2.650 m²
Wohnfläche:
1.950 m²

 

 

 

Gemeinsam Wohnen an der Schulstraße in Schwaig

“Zufrieden jauchzet groß und klein: Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein!”
(Johann Wolfgang von Goethe)

Zeitgemäßes Wohnen ist ein ständig wechselnder Zustand zwischen Privatheit und Gemeinschaft. Die neue Wohnanlage in Schwaig wird deshalb als sozialer Mikrokosmos begriffen. Die Wohnung, das Gebäude und das Quartier verschmelzen miteinander. Der Charme des Ganzen liegt in der Graduierung und Vielfalt seiner Bestandteile. Der Graduierung zwischen Innen und Außen, zwischen Privat und Öffentlich, zwischen Bewegung und Ruhe, zwischen Morgen und Abend, zwischen Bekanntem und Unbekanntem …


Städtebau
Das erfüllte Selbstverständliche schafft Spielraum für Eigenart

Städtebaulich orientiert sich die neue Anlage an den Vorgaben des Baufeldes. Auf dem Grundstück werden zwei Punkthäuser platziert, die sich einen dazwischenliegenden gemeinschaftlichen Freibereich teilen. Diese Form der Bebauung schafft ein hohes Maß an Durchlässigkeit, gleichzeitig durch ihre Kompaktheit auch eine hohe Dichte.
Jeder Baukörper besteht aus zwei zueinander versetzten Modulen mit Satteldach. Dadurch wird die Maßstäblichkeit der Umgebungsbebauung aufgegriffen und die Gesamtanlage wie selbstverständlich in das Quartier integriert. Das Parken erfolgt in der dafür vorgesehenen Tiefgarage. Diese wird von der Parkstraße aus erschlossen. Auch die notwendigen Fahrradstellplätze befinden sich in der Garage, ergänzt von einigen oberirdischen Fahrradständern für Gäste.


Gebäudekonzept
– Das Unterschiedliche im Nebeneinander

Die Punkthäuser folgen einem einfachen typologischen Prinzip. Die verschiedenen Wohnungen sind jeweils um ein zentrales Treppenhaus herum organisiert. Die Nebenräume und Sanitärbereiche sind im Inneren konzentriert. Aufenthaltsräume liegen an der Fassade, werden optimal belichtet und bieten Ausblicke in alle Himmelsrichtungen.
Durch diese Grundrissstruktur sind die Wohnungsgrößen je nach Wunsch und Bedarf flexibel gestaltbar. Kleine Wohneinheiten können im darüber liegenden Geschoss zu größeren Einheiten zusammengeschlossen bzw. kombiniert werden. In einer Hausgemeinschaft lassen sich dadurch ganz unterschiedliche Wohnvorstellungen umsetzen. Vom Single-Dasein und Pärchen-Haushalt, über Wohngemeinschaft bis zur Großfamilie ist alles darstellbar. Es gibt 2-,3-,4-,5- und 6-Zimmer-Wohnungen, welche die Vorgaben der EOF einhalten. Jede Wohneinheit erhält eine großzügige Loggia oder eine Terrasse mit Garten. Ein zentraler Aufzug ermöglicht eine durchgehende barrierefreie Erschließung aller Geschoße bis in den Dachraum hinein. Die Erweiterung der Flurfläche bietet zusätzliches Raumpotential für eine gemeinsame Wintergartenzone, einen Treffpunkt oder eine Indoorkletterwand. Die differenzierte Gebäudeausbildung fördert die Begegnung und Kommunikation zwischen den Bewohnern, bietet auf der anderen Seite aber auch eine Lebenswelt mit Rückzugsmöglichkeiten und angenehm entspannter Atmosphäre. Integration, Gemeinschaft und individuelle Lebensgestaltung müssen sich gegenseitig nicht ausschließen. Die rollstuhlgerechten  Wohnungen befinden sich gut erreichbar und zentral gelegen im Erdgeschoss.
Die Wohnanlage kann in mehreren Bauabschnitten realisiert werden.


Material, Energie und Statik –
Respekt vor dem Unspektakulären

Das Erscheinungsbild der Baukörper ist geprägt durch eine schlichte und klare Formensprache. Die Gebäude sind in Massivbauweise konzipiert. Durch wirtschaftliche Spannweiten der Decken werden die Baukosten optimiert. Die nichttragenden Innenwände werden in Leichtbauweise ausgeführt. Serielle Ausbauelemente sorgen für eine ökonomische Umsetzung. Ein niedriger Energiebedarf der beiden Häuser ist Ziel der Planung. Die Außenhülle wird thermisch optimiert bzw. hochwärmegedämmt. Der Einfachheit und Klarheit folgt auch die Wahl der Materialien. Die Gebäude erhalten einen handwerklich erstellten Strukturputz. Dieser  verleiht der Fassade Plastizität und nimmt Bezug zum umliegenden Naturraum.
Im Sommer schützen außenliegende Textilscreens die Wohnungen vor Überhitzung, im Winter erhält man durch die tief stehende Sonne gute Wärmeeinträge.
Die Satteldächer werden mit Solaranlagen bestückt. Das Dachwasser kann in Zisternen gesammelt und dem Brauchwasser zugeführt werden. Teile des Dachwassers werden verzögert abgegeben und dadurch im Hofbereich erlebbar. Es entstehen Erfahrungsmöglichkeiten mit Spielwert. Ökologie wird anschaulich gemacht und als Gestaltungselement genutzt.


Außenanlagen
Freiraum als Möglichkeitsraum

Der offene Bereich zwischen den beiden Gebäuden bietet Anküpfungspunkte für Begegnungen und fördert den täglichen Kontakt der Bewohner der Anlage. Gemeinsame Treffpunkte für Jung und Alt sind in diesen Freiraum integriert: Kinderspielplatz, Boule-Fläche, Baumhain und Pflanzwiese. Hier kann man miteinander den Alltag genießen und voneinander lernen. Private Terrassen und Gemeinschaftsbereiche werden mit Hecken und gemeinschaftlichen Hochbeeten zoniert. Kfz-Stellplätze für Rollstuhlfahrer und Müllräume werden dezent in den Außenraum integriert.