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Neues Stadtviertel Regensburger Straße

Beschreibung:
Städtebaulicher Ideenwettbewerb 2016 - 4. Preis, zusammen mit dürschinger architekten und Brigitte Sesselmann ca. 400-600 Wohnungen, Gewerbe, Nahversorgung und kleine soziale Einrichtungen einschl. Verkehrs- und Freianlagenplanung, unter Berücksichtigung der Lärmimmissionen und ökologischer Belange
Bauherr:
SW Nürnberg GmbH
Standort:
Nürnberg
Zeitraum:
4. Preis - 2016

“Waldinseln” an der Regensburger Straße

Das Wettbewerbsareal mit ca. 38.600 m2 liegt in der urbanen Randzone der Stadt Nürnberg zwischen Reichswald, Reichsparteitagsgelände und dem Stadtteil Zerzabelshof, geprägt durch dichten Baumbestand und die östlich angrenzenden Kammstrukturen des August-Meier-Heims, aber auch durch die benachbarten Verkehrsadern und Zubringer. Im neuen Quartier werden innovative, verdichtete Wohnformen angeboten und sinnvoll durch Kleingewerbe und Nahversorgung ergänzt.Das Gesamtensemble funktioniert jedoch autark. Die kammartige Notation des August-Meier-Heims wird fortgeführt und in verdichteter Form an der Nord- und Südgrenze des vorgegebenen Baufeldes neu interpretiert. Das funktionale Rückgrat der neuen Kämme wird durch zwei Parkgaragen gebildet, welche das Grundstück von Lärmimmissionen abschotten. Im Inneren entsteht so ein zentraler Anger, in dem ein großer Teil des Baumbestandes erhalten bleibt. Auch der Waldsaum zwischen Baufeld und den umliegenden Straßen bleibt als Abstandsgrün und “psychologische Lärmminderung” zu den Verkehrsadern erhalten.

Der zentrale Anger verzahnt sich mit den angebotenen Wohnhöfen und verknüpft die einzelnen Raumsequenzen miteinander. Hier entstehen konsequent gegliederte, überschaubare Nachbarschaften, kleine Inseln im Archipel des Waldes. Jede Nachbarschaft erhält zum Anger hin eine Gemeinschaftseinrichtung, die flexibel als Treffpunkt, Gebetshaus oder FAB-LAB etc. genutzt werden kann. Wohntürme mit erdgeschossigem Gewerbe oder für Büroflächen zum Arbeiten im Quartier  beleben die Nachbarschaften mit Mischnutzung zum Anger. Die oberen Geschosse bieten Ausblicke weit über die Baumkronen hinweg. Der Anger offeriert als Nahtstelle die interkulturelle Plattform der verschiedenen Nachbarschaften, verbunden durch das grüne Dach hochwertiger Bestandsbäume. Die beiden Bestandszeilen im Osten werden als Kindertagesstätte ausgebaut und bilden die städtebauliche und naturräumliche Brücke zum Quartier. In den halböffentlichen Kammbereichen zwischen den Nachbarschaften wird Grabeland für die Bewohner angeboten. Zur südlichen S-Bahnstrecke hin entstehen Schrebergärten der Bahnlandwirtschaft, im Osten die Bündelung diverser Sportanlagen.

Erschließung und Parkierung

Das neue Quartier wird mit dem KFZ über die bestehende Einfahrt an der Regensburger Straße von Osten her erschlossen. Zwei oberirdische Parkgaragenriegel sind auf kurzem Wege erreichbar und halten den Fahrverkehr aus dem Inneren fern, ermöglichen aber gleichzeitig eine Verteilung der Fahrzeuge in unmittelbare Wohnungsnähe. Für Feuerwehr und Zulieferungen sind die internen Wohnwege ausreichend dimensioniert und können temporär geöffnet werden. Die Parkgaragen dienen auch als Lärmschutzwall gegen Immissionen der umliegenden Verkehrsstrassen (“Lärm zu Lärm”). Begrünte, schallschluckende, aber luftdurchlässige Fassadenelemente dienen als Übergang in die dichten Waldsäume und binden die Bebauung nach außen in die Natur ein. Weitere, ebenfalls durchgrünte Stellplätze befinden sich in den angrenzenden östlichen Freibereichen. Die S-Bahnhaltestelle “Frankenstadion” wird über eine Rampe an der Hans-Kalb-Straße für Fußgänger bzw. Radfahrer angebunden. Sie soll die vorhandene Böschung in barrierefreier Ausführung zwischen zwei bepflanzten lärmmindernden Wällen überwinden.

Gestaltung und Materialität

Die neuen Kammstrukturen verzahnen sich nach innen mit den Freibereichen und bilden nach außen einen klaren, jedoch in seiner Höhe gegliederten Blockrand. Die Gebäudetiefen sind dabei sowohl als Wohn-, als auch als Arbeitsort flexibel nutzbar.  Die Neubauten werden in konventioneller Massivbauweise angedacht. Zu den Rändern bzw. Außenseiten des Quartieres sind Lochfassaden vorgesehen. Im Inneren ermöglichen großzügige Fensterflächen kommunikative Nachbarschaften, flexible Sichtschutzelemente sichern bei Bedarf die Privatsphäre der Bewohner. Es entsteht eine lebendig grüne Wohnlandschaft mit entsprechenden Rückzugsmöglichkeiten.

Öffentlichkeit und Integration

Individuell und gemeinsam nutzbare Freiflächen sollen das Miteinander und das Bewusstsein für den gemeinschaftlichen, öffentlichen Raum fördern, sowie eine individuelle und gemeinschaftliche Verantwortlichkeit erzeugen (Identifikation und soziale Kontrolle). Durchmischung soll durch gemeinsame Möglichkeitsräume (Werkstatt-, Atelier-,Fortbildungs- und Gewerberäume) für die verschiedensten Bevölkerungsgruppen Beschäftigungs- und Freizeitmöglichkeiten bereithalten (Förderung der Integration). Die angedachte Bebauung kann gut in mehreren separaten Baufeldern und Bauabschnitten entwickelt werden.

Freiraum

Ein neues, durchmischtes Quartier wird in eine dicht bewaldete Fläche implementiert. Daraus ergibt sich aus ökologisch, nachhaltiger Sicht den Wald zu erhalten und trotz hoher Nutzungsdichte als Wert für das Quartier zu nutzen und zu sichern. Gemeinschaftliche Nutzungen orientieren sich zum Waldanger und sollen ihn zu einem Mittelpunkt und einer Fläche für gemeinschaftliche Aktivitäten werden lassen. Alle Dächer sind entweder extensiv begrünt oder für Dachgärten von den Bewohnern nutzbar. Über vertikale grüne Wände soll eine Verzahnung des Grüns im gesamten Quartier erfolgen. Offene Grabelandflächen stehen den Bewohnern für die Erzeugung von eigenen Lebensmitteln zur Verfügung. An der Bahn werden Schrebergärten der Bahn-Landwirtschaft zur Verfügung gestellt und ergänzen damit die gegenüberliegende Bahntrassen-Seite.