Grüner REWE-Markt
- Beschreibung:
- Realisierungswettbewerb 2018 - Anerkennung, nachhaltige Fassadengestaltung für den Neubau eines REWE-Marktes
- Bauherr:
- UK Verwaltungs-GmbH & Co. Geschäftshaus Regensburg KG
- Standort:
- Regensburg
- Zeitraum:
- Anerkennung - 2018
- Projektteam:
- René Rissland, Robert Sedlak, Michael Kolb, Daniel Achatz, Lucas Lang
- Fachplaner:
- Tobias Baldauf, bauchplan ).(
“Es grünt so grün …”
Ein Grüner REWE-Markt für Regensburg
Ideation
Das westliche Stadtgebiet von Regensburg ist entlang der Prüfeninger Straße geprägt durch heterogene Strukturen aus Gewerbe, Wohnen und Bildungseinrichtungen. Der Grad der Bodenversiegelung ist am Übergang zur Lilienthalstraße im Bereich der sich dort befindlichen Gewerbeflächen besonders hoch. Stadtökologisch gesehen ist hier deshalb eine Erhöhung des Grün- und Retentionsflächenanteils durchaus sinnvoll.
Die Marke REWE verspricht ihren Kunden “Frische, Regionalität und Hochwertige Produkte”.
REWE-Märkte sollen nicht von der Stange, sondern im Einklang mit Stadtbild und Architektur gedacht werden. Man will bewusst bauliche Akzente setzen, die auch die Attraktivität des Umfeldes steigern sollen. Weiterhin achte man besonders auf die Umweltverträglichkeit und das Energiesparen.
Das Ergebnis dieser Überlegungen sollen grüne, nachhaltige Märkte sein, die bleibenden Eindruck hinterlassen. Und dieses positive Einkaufs- und Wohlfühlklima soll schon bei der Gebäudehülle beginnen.
Diese Vorsätze sind sehr lobenswert. Deshalb nehmen wir sie als Ausgangspunkt für die Gestaltung einer aktiven und nachhaltigen Fassade als neues Aushängeschild für die Marke REWE in Regensburg. Eine ökologische, grüne Fassade mit maximalem Mehrwert für die Stadt, für die REWE-Kunden und die Marktbetreiber.
Neben den 4 vertikalen Fassaden wollen wir vor allem auch das Potential der Fünften Ansicht, der Dachfläche, betrachten. Hier könnten Überlegungen, die über eine standardmäßige extensive Begrünung hinaus gehen, ganz neue Horizonte für die Marktbetreiber und den ganzen Stadtteil eröffnen. In Zeiten, in denen unsere Gesellschaft vehement über den Klimawandel und den globalen Warentransportwahn diskutiert, könnte die Dachfläche des REWE-Centers mit ihren 2.340 m2 ein echtes Exempel für Nachhaltigkeit setzen. Warum geht man bei der Dachbegrünung nicht einen oder zwei Schritte weiter und nutzt die Dachfläche für die urbane Landwirtschaft und gibt sie so der Stadt zurück? Freiluftpflanzbeete und Gewächshäuser könnten einen Teil des regionalen Gemüses und der Kräuter produzieren, die im REWE-Markt angeboten werden. Das Versprechen an die Kunden bezüglich Frische und Regionalität wird direkt auf dem Dach in die Tat umgesetzt. Die Restenergie aus dem Supermarktbetrieb könnte im Winter die Gewächshäuser beheizen. Ein energetisch-ökologischer Kreislauf mit Vorbildfunktion.
Fassade
Das Erscheinungsbild des geplanten neuen Baukörpers ist geprägt durch eine schlichte und klare Formensprache. Die von uns vorgeschlagene Fassade folgt der ruhigen Kubatur und akzentuiert sie.
Die Fassade des neuen REWE-Marktes wird in zwei Schichten gedacht:
Die erste Schicht besteht aus der thermischen Haut und dem Wetterschutz. Hier können kostengünstige Sandwichpaneele mit metallischer Deckschicht und Kerndämmung aus Mineralwolle zum Einsatz kommen. Sie sind robust gegenüber Witterung und Alterung, was sich günstig auf die Unterhaltskosten auswirkt.
Die zweite Schicht besteht aus einem vorgesetzten Skelett in Stahlbauweise. Die modulare Elementierung ermöglicht eine kostengünstige Umsetzung. Darüber hinaus wird hier aber auch Ökologie anschaulich gemacht und als Gestaltungselement genutzt. Die Stützstruktur, darin integrierte Pflanztröge und ein Gewebe aus gespannten Stahlseilen ermöglichen die Begrünung der Fassade mit unterschiedlichen Rank- und Hängepflanzen. Neben dem psychologischen Wert beim Kunden sorgt vor allem das Mikroklima der Grünen Fassade für einen erheblichen Mehrwert.
Durch die Komposition aus immergrünen und nur sommergrünen Pflanzen lässt sich der Licht- und Wärmeeintrag auf die Fassade bzw. die Fensterflächen gezielt steuern. Die grüne Fassade hilft, Schadstoffe und CO2 zu binden. Sie sorgt für Abkühlung im Sommer und hat ganzjährig positiven Einfluss auf den urbanen Evapotranspirationsfaktor (Verdunstungsfaktor).
Die Begrünung wirkt auch als Schallabsorber und reduziert dadurch Verkehrslärm. Gerade für den Eingangsbereich mit Außenbestuhlung ist das ein Argument. Hier wird das Exo-Skelett raumgreifend ausformuliert. Es entsteht eine künstlerisch inszenierte, geschützte und zugleich einladende Vorzone mit Aufenthaltsqualität als Aushängeschild des Marktes. In dieser Vorzone wird auch eine Außentreppe integriert, die bis hinauf aufs Dach führt.
Die Dachfläche wird nicht nur als fünfte Ansicht betrachtet, sondern auch als zusätzliche “Nutzschicht” und Retentionsfläche. Freiluftbeete und Gewächshäuser werden für ganzjährigen urbanen Gemüse- und Kräuteranbau genutzt. Sie unterstützen das regionale Sortiment des REWE-Marktes (könnten aber auch durch Bürger aus der Nachbarschaft betrieben werden). Somit gibt REWE der Stadt das zurück, was durch die versiegelten Flächen dem Grundstück genommen wurde.
Die Gewächshäuser können mit der Abluft- und Klimatechnik des Marktes gekoppelt werden. Dadurch kann überflüssige Energie und Abwärme im Winter für die Beheizung des Gewächshauses genutzt werden. Ein energetischer Mikrokreislauf mit Energieeinsparung.
Solarkollektoren könnten das energetische Konzept unterstützen.
Das REWE-Logo kann auf einfache Weise entsprechend den Vorgaben im Exo-Skelett integriert werden. Durch das ausladende Exo-Skelett an der Nordseite wandert auch die Werbefläche zusammen mit der Grünen Haut präsenter in den Straßenraum.
Die Parkgarage erhält die gewünschte natürliche Belüftung durch großzügige Öffnungen im Westen, überlagert von grünen Pflanzranken.
Insgesamt könnte sich das neue Nahversorgungszentrum durch das vorgeschlagene Konzept ganz im Sinne des Klimaschutzes als echter Grüner Markt in Regensburg positionieren, ein ökologischer Stadtbaustein mit Vorbildfunktion.